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Die Tradition des Osterweckrufs

Genau genommen ist der Brauch des Osternachtsingens in Wiedenbrück sogar zwei Jahre älter als die Liedertafel „Eintracht“. Der Wiedenbrücker Stadtmusiker August Holle soll den Weckruf 1830 verfasst und vertont haben. Überliefert wurde er durch das alljährige Singen in der Osternacht, denn schriftlich niederlegt wurde die Musik erst im Jahr 1906: Der Wiedenbrücker Musikmeister Gottfried Bendermacher schrieb die Noten auf und Bürgermeister Schmitz veröffentlichte den Weckruf.
Der damalige Brauch, nach dem sich die „Eintracht“ in der Osternacht in aller Stille vor dem Pfarrhaus versammelte, um dann beim Glockenschlag zu Mitternacht den Weckruf anzustimmen, stieß nicht immer bei der Geistlichkeit auf  ein positives Echo. Pfarrdechant Joseph Müermann, der von 1909 bis 1927 die Geschicke der Aegidius Pfarrerei lenkte, versuchte, das Osterwecken der „Eintracht“ abzuschaffen.

Osterweckruf I.

Er wollte den in der Karwoche arg geforderten Geistlichen die Nachtruhe bewahren. Dieses Ansinnen stieß allerdings in der Bürgerschaft auf Ablehnung. Schließlich einigte man sich auf einen Kompromiss. Das  Singen vor den Häusern der Seelsorger fiel weg. Müermanns Nachfolger Pfarrdechant Josef Bieke setzte sich schließlich dafür ein, den alten Brauch wieder im vollen Umfang zu pflegen. So wurde auch wieder vor dem Pfarrhaus gesungen.

1980 äußerte der damalige Pfarrdechant der St. Äegidius-Gemeinde, Albert Stratmann, den Wunsch, den Ostergruß am Ende der Auferstehungsmesse in der Pfarrkirche zu singen. Als sein Nachfolger, Pfarrdechant Ulrich Auffenberg, die Ostermesse in die frühen Morgenstunden des Ostersonntags verlegte, wurde der Weckruf in der Marienkirche der Franziskaner gesungen. Gegen Ende der Osternachtmesse versammeln sich die Sänger im Chorraum der Kirche, um dann das „Christen stehet auf“ anzustimmen. Bevor der Rundgang durch die Stadt beginnt, wird noch vor dem Klostergebäude gesungen. Früher wurden dann nur Ziele in der Innenstadt angesteuert, so unter anderem das evangelische Pfarrhaus, das Vinzenz-Krankenhaus, die Dienstwohnung des Bürgermeisters und die vier Stadttore.

Schließlich waren die Sänger bei Wind und Wetter zu Fuß unterwegs. Im Laufe der Zeit wurde die „Eintracht“ mobil und mit PKW-Fahrgemein-schaften ging es über die Innenstadtgrenzen hinaus, bespielweise zu den Sängern, die außerhalb wohnten. Seit 2006 haben sich die Sänger „versuchsweise“ wieder zu Fuß auf den Weg gemacht. Ob diese Rückkehr zum alten Brauch auch in Zukunft durchgehalten werden soll, steht noch nicht fest. Von Wiedenbrück ausgehend gelangte der Brauch im Laufe der Jahrzehnte auch in umliegende Gemeinden. Gesungen wird der Weckruf in der Osternacht bzw. am Ostermorgen heute auch in Langenberg, Rietberg, Neuenkirchen und Herzebrock.

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